Informationen zur Minimalschartenlafette
Im Herbst 2021, als nordseitig der Berge schon Schnee lag, machten sich zwei Mitglieder vom Verein DOLOMITENFREUNDE auf eine der letzten Erkundungen in diesem Jahr im Plöckengebiet auf. Ziel war es, die Marinegeschütz-Stellung von Josef Mörwald aus dem Buch „Feuerbereit“ (Kriegstagebuch aus den Karnischen Alpen 1915-1917) zu finden.
Laut den Informationen aus dem Tagebuch (im Museum 1915-1918 erhältlich oder hier zu bestellen) lag diese Geschützstellung zwischen Polinik (2332 m) und Elferspitze (2254 m). Diese Berge werden durch das Spielbodentörl (2097 m), damals als Polinikscharte bezeichnet, getrennt.
Eine Gebirgsgeschütz-Batterie bestand aus 4 Geschützen. Bereits in den 1980er Jahren wurde eine Minimalschartenlafette für ein 7,5 cm M15 Gebirgsgeschütz mit Unterstützung eines österreichischen Heereshubschrauber geborgen. Diese Lafette befindet sich seither im Museum 1915-1918.
Das Auffinden der Minimalschartenlafette in der ehemaligen Geschützstellung III am Elferspitz hat wichtige Informationen zur Geschichte der Artilleriegruppen am Plöckenpass geliefert. Durch die Bergung der Lafette wurden wichtige Zeugnisse der Kriegsereignisse für die Nachwelt bewahrt.
Historische Information:
Um direkt feuern zu können, wurden meist eingedeckte Erdgeschützstellungen gebaut, welche eine Ausschussöffnung zur Feindseite hatten. Durch das Mündungsfeuer beim Abschuss konnte die Position des Geschützes durch feindliche Beobachter leicht erkannt werden. Diese Erdgeschützstellungen waren nicht sicher vor gegnerischen Artillerietreffern. Deshalb begann man, die Geschütze in Kavernen zu verlegen.
Um präzise im indirekten Schuss aus einer Kaverne schießen zu können, wurden spezielle Lafetten vom Armeekommando entwickelt.
Außenansicht der Minimalscharte für die
Lafettenkonstruktion von Leutnant Kron.
Die Ausschussöffnung war möglichst klein gehalten und zumeist in Beton mit Eisenarmierung ausgeführt (Foto aus einer Versuchsanordnung). Die Scharte war nur wenig breiter als der Rohrdurchmesser. Das Geschütz wurde in der Kaverne auf Schienen geschwenkt. Dadurch war die Geschützbedienung und das Geschütz optimal vor Feindbeschuss gesichert. Die Ausschussöffnung wurde „Scharte“ genannt, daher wurden diese speziellen Lafetten als „Minimalschartenlafetten“ bezeichnet. Es wurden drei unterschiedliche Typen dieser Minimalschartenlafetten gefertigt. Im Bereich des Plöckengebietes sind interessanterweise alle drei Ausführungen verwendet worden. Hier sind Beispiele aus Versuchsanordnungen zu sehen:
Minimalschartenlafette für 7,5 cm Gebirgskanone in
Kavernenkonstruktion von Leutnant Kron.
Minimalschartenlafette für 7,5 cm Gebirgskanone in
Kavernenkonstruktion des Divisionskommandos.
Minimalschartenlafette für 7,5 cm M.15 Gebirgskanone. Konstrukteur:
Oberleutnant in der Reserve Hromadnitz der Artilleriegruppe Raibl.
Der Beobachterstand für den 3. Halbzug der Schweren Haubitzbatterie 57/5 im Bereich der Artilleriegruppe Polinik war für den Feind kaum aufzuklären.
Die Innenansicht zeigt die Enge der Räumlichkeit und verdeutlicht die geringe Größe des Beobachtungsfensters.
Von außen ist die Öffnung selbst aus der
Nähe nur vom geübten Auge zu erkennen.
Die Minimalscharten der Geschützstände III und VI der 7,5 cm M.15 Gebirgskanonenbatterie 4/17 am Elferspitz.